Ausstellungseröffnung
Lesung aus Quellenangaben
Petra Kohlenprath
7. November 2019
19.00 Uhr
Dauer
08. 11. – 10. 11. 2019
Öffnungszeiten
16–19 Uhr
RHIZOM
Annenstraße 52
8020 Graz
Ein Notizbuch | Beležnica
Persönliche Aufnahmen des Wichtigen, dessen, was nicht vergessen werden soll, an dem Tag
oder über einen längeren Zeitraum hinweg. Als Gedankenstütze, als Speicher oder auch als Beleg,
um Nachweis erbringen zu können oder um sich vergewissern zu können. Während das Ereignis
endet, die Erinnerung verblasst, die Erzählung vom Gegenüber als erfunden abgetan wird, dient
im Notizbuch zu Papier Gebrachtes als Nachweis. Der wahrgenommene Augenblick in
Fragmenten skizziert, um ihn nicht der Vergessenheit zu überlassen.
Das Notizbuch als Verortung von einzelnen Momenten in sich verändernden hierarchischen
Prioritäten als eine der Quellenangaben des heutigen Seins.
In den seit 2015 stattfindenden Interferenzen richtet sich 2019 der Fokus auf die Erzählung des
Lebensweges von Paul Kollenprat (1900-1973), geboren in eine slowenisch sprechende Familie.
Aufgewachsen in einer Zeit des aufkeimenden Nationalismus, betroffen von tiefgreifenden
(gesellschafts-) politischen Umbrüchen. Als Widerstandskämpfer der Vollstreckung der Todesstrafe
entkommen, bleibt er in seiner Heimat Zeit seines Lebens zum Schweigen verurteilt, um zu
überleben. 2018 findet seine Enkelin und Projektverfasserin Petra Kohlenprath in einer Schublade
ein vergessenes Notizbuch aus dem Jahr 1958, dessen Inhalte ihr in der Rekonstruktion der
Persönlichkeit und der Handlungsmuster ihres Großvaters, den sie nie kennen lernte,
maßgebende Orientierungspunkte wurden. Sind seine Einträge auch sehr persönlich, so
vermitteln sie klar zu dem Zeitpunkt relevante gesellschaftlichen Themenbereiche und
ermöglichen uns nach zu vollziehen, was aus heutiger Perspektive und sozialem Umfeld schwer
verständlich ist.
Mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Graz, der Kulturabteilung des Landes Steiermark und des Bundeskanzleramts – Sektion 2 Kunst