Eine Struktur von Sätzen bildet das Tableau für die Entwicklung der Geschichte. Die Sätze sind Impulsgeber, initiieren eine Bewegung, lösen Veränderungen aus, verursachen Reaktionen. Die Sätze werden von den handelnden Personen gesprochen. Es geht um die Bresche, die Öffnung, durch die der Andere existiert. Im urbanen Spielfeld dreier Bezugsräume gerät das Ritual in eine Paralellspur. In einer Verdoppelung trifft das Ereignis auf eine asynchron laufende Mutation. Das Eine ergibt das Andere*1 – der Zusammenhang kippt durch Unterbrechung, Positionsänderung, Verschiebung, Beschleunigung oder Stillstand. In den verschiedenen Bewegungszuständen ändern die Dinge ihre Bedeutung, die Personen ihre Rollen, was in Verbindung steht wechselt in eine neue oder fällt auseinander. Was sich schlussendlich in der Ausstellung präsentiert, organisiert sich entlang der Aktions- und Reaktionsketten in den verschiedenen Räumen.
Das Geöffnete ist Zeit.*2
*1 J. Baudrillard *2 H. Cixous
Alles ist geplant – alle sind an ihren Plätzen. Das Ritual „Aktuelle Kunst in Graz - Galerientag” verläuft als Kunstparcours nach einem definierten Ablaufplan. Die Kunstkarawane trifft zur vereinbarten Zeit bei RHIZOM ein. Es bleibt eine halbe Stunde für Kunstwahrnehmung, Selbstdarstellung und Vermittlung.
Durch einen nicht näher bezeichneten Umstand ändert sich die Situation vor Ort. Es beginnt alles mit den Sätzen: „Es hat eine Änderung gegeben – wir müssen kurzfristig mit der Ausstellung siedeln!”. In Folge wird demontiert, was noch gar nicht präsentiert war. BesucherInnen werden gebeten, beim Tragen zu helfen und im neuen Raum einen „guten” Platz für das mitgenommene Objekt zu suchen. Die Transportsituation spielt sich zwischen den Geschäftslokalen Jakoministraße 9, 16 und 32 und zwei eingeparkten Straßenbahnen ab. Die Gruppe „Infoladen Graz“ vollzieht ihre aktuelle Bewegung auf der Suche nach einem Raum, den sie in Jakoministraße 32, finden werden. Die Gruppe „endlich katzenersatz, wurstenden 14,90“ agiert in einer akustischen Reisesimulation „Mit der Straßenbahn von Istanbul nach Paris”. Ein von RHIZOM engagiertes Publikum (uniT) von ca. zehn Personen bezeichnet als autonome Einheit die Bewegungen zwischen den Orten. Sie treffen unterwegs auf „Galerientag“-Publikum, agieren quasi als Doubles in übertriebenen Stereotypien (im Gleichschritt, Formation als Spalier, etc). Durchlöcherungen der Zeitachse und Bedeutungsstruktur – der Akteur in Bewegung ist schon auf einem großformatigen Inkjetplot dokumentiert… die Folder von „Aktuelle Kunst in Graz“ sind bereits in einer Skulptur verarbeitet – schaffen noch zusätzliche Interferenzen. In diesen sollen sich neue kunstübergreifende Felder erschließen – ein geschlossenes Bezugssystem durchlässiger gemacht werden.
Medien
Raum-Installationen, Objekte, Text-Installationen, Kunst im öffentlichen Raum, Environments, Medieninstallationen, Video- und Audioinstallationen, kultur- und gesellschaftspolitische Interventionen, Performances
KünstlerInnen
Kartell Graz, Infoladen Graz, ekw 14,90 (Andre Tschinder, Malis Stöger, Moke Klengel, Stoffl Rath), RHIZOM (Leo Kreisel-Strausz, Angelika Thon, H.J. Schubert, Mirko Maric, Christian Bachler), UniT Graz
Ort, Zeit
Jakoministraße 9, 16, 32
2 Straßenbahnzüge der Grazer Verkehrsbetriebe
April 2002
Im Rahmen von Aktuelle Kunst in Graz 2002
Dank an: Grazer Verkehrsbetriebe