Seit 2018 haben sich in Deutschland über 2.300 Kunst- und Kulturinstitutionen der Kampagne für Solidarität und die Freiheit der Kunst angeschlossen. Ab 14. Mai 2019 starten DIE VIELEN auch in Österreich mit einer eigenen ERKLÄRUNG: Ziel ist es, solidarische, selbstaktive Netzwerke anzuregen, um Räume der Vielfalt und Mehrdeutigkeit zu schaffen und gemeinsam gegen rechtspopulistische, rechtsextreme und völkisch-nationale Strömungen aktiv zu werden.
Zum Auftakt der ERKLÄRUNG DER VIELEN IN DER REPUBLIK ÖSTERREICH haben bereits über 270 Erstunterzeichner*innen ihre Unterstützung zugesagt. Darunter bundesweite Kulturinstitutionen, künstlerische Bildungseinrichtungen sowie Interessenvertretungen und Einzelpersonen. Damit schaffen DIE VIELEN_AT Foren des Erfahrungsaustauschs und Dialogs in Hinblick auf die Gefährdung der Kunstfreiheit und der Grundlagen eines demokratischen Zusammenlebens. Die unterstützenden Einzelpersonen und Institutionen initiieren gezielt den Dialog mit Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen und ihrem Publikum über die gesellschaftspolitische Verantwortung der Kultur und setzen sich in Zusammenarbeit mit weiteren Initiativen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen für eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft ein.
„In der Republik Österreich steht die europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Verfassungsrang. Wer die europäische Menschenrechtskonvention und das rechtsstaatliche Prinzip außer Kraft zu setzen sucht, stellt die Grundpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens in Frage.“, so DIE VIELEN-Mitinitiatorin Gerhild Steinbuch. „Als Aktive der Kulturlandschaft in Österreich solidarisieren wir uns mit allen, die von einer rechtspopulistischen Politik und rechtsextremen Positionen attackiert und ausgeschlossen werden. Wir begreifen Kunst, ihre Einrichtungen und urbanen Orte als offene Räume – Räume, die Vielfalt und Mehrdeutigkeit erfahrbar machen. Der Ästhetisierung der Politik von Rechts setzen wir eine Politisierung der Kunst entgegen!“, so Steinbuch weiter.
Die Vielfalt von DIE VIELEN_AT spiegelt sich in der Vielfalt der aktiven Mitglieder. Die Mitarbeit steht allen offen, die im Kulturbereich tätig sind und für eine plurale, gerechte Gesellschaft eintreten, in der Marginalisierung und Rassifizierung aufgelöst und unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen bedacht werden.
Die ERKLÄRUNG DER VIELEN IN DER REPUBLIK ÖSTERREICH kann unter erklaerung@dievielen.at (Institutionen und Vereine) bzw. unter unterstuetzung@dievielen.at (Einzelpersonen) unterzeichnet werden. Alle Namen werden auf www.dievielen.at sowie auf www.dievielen.de veröffentlicht. Dort findet sich auch eine europaweite Liste aller Erklärungen, die laufend aktualisiert wird.
ERKLÄRUNG DER VIELEN
IN DER REPUBLIK ÖSTERREICH
WIR SIND VIELE
Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung, in der viele unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Das Miteinander in einer Demokratie muss täglich neu verhandelt werden: Es geht um alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten.
Wir begreifen Kunst und Kultur und ihre Einrichtungen als offene Räume – Räume, die Vielfalt und Mehrdeutigkeit erfahrbar machen.
In Österreich wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert. Kunst und Kultur wurden zu menschenverachtenden Propagandazwecken missbraucht. Menschen wurden entwertet, ihrer Existenzgrundlage beraubt, sie wurden verfolgt, vertrieben, ermordet. Als Kunst- und Kulturakteur*innen in Österreich sind wir uns der aus der Geschichte resultierenden Verantwortung bewusst.
In der Republik Österreich steht die europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Verfassungsrang. Wer die europäische Menschenrechtskonvention und das rechtsstaatliche Prinzip außer Kraft zu setzen sucht, stellt die Grundpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens in Frage.
DIE VIELEN stehen für Vielfalt und Freiheit der Kunst. Wer dagegen polemisiert, die Vielfalt von Strukturen und Organisationen des Kunst- und Kulturbereiches gefährdet, in künstlerische Programme eingreift, durch die Androhung von Subventionskürzungen oder durch Streichungen inhaltlichen Druck auszuüben sucht, wer Veranstaltungen stört, gegen Kunst- und Kulturakteur*innen hetzt oder an einer Renationalisierung der Kultur arbeitet, widerspricht dieser gesellschaftlichen Vision und dem demokratischen Grundrecht auf Kunstfreiheit.
Wir, die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen…
…fördern und suchen den Dialog, bieten aber kein Podium für biologistisch-rassistische, völkisch-nationalistische Propaganda und wehren allen Versuchen, Kunst und Kultur zu instrumentalisieren;
…führen kritische Auseinandersetzungen, um Strategien zu entlarven, die demokratische Grundwerte
untergraben;
…stehen gegen eine Politik der Abwertung und Ausgrenzung;
…wehren der Verrohung und Entmenschlichung der Sprache;
…verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme oder rechtspopulistische Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden;
…verpflichten uns zur Solidarität mit Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen, die durch Hetze und Diffamierung unter Druck gesetzt werden.
Solidarität statt Privilegien.
Es geht um alle.
Kunst und Kultur bleiben frei.