a. Diskurs – Wissensaustausch
Ab Anfang September 2020 wird intensiver Wissensaustausch in mehreren Videomeetings stattfinden,
der Aspekte und Perspektiven autonomer Lebenspraktik in einem Diskurs beleuchtet.
Impliziert sind soziale, gesellschaftliche, raumpolitische und künstlerische Überlegungen.
Auch alternative Finanzierungs- und Organisationsmodelle wie im Mietshäuser Syndikat (D) und
habiTAT (A) schon länger realisiert, werden thematisiert. Wie Modelle, die nicht auf Eigentumserwerb beruhen.
Involvierte:
Involvierte: Vertreter*innen aus dem habiTAT-Netzwerk (A) wie SchloR (Wien), Willy*Fred (Linz) und Cambium – Leben in Gemeinschaft (Fehring), sowie Mira Palmisano, ehemals Teil des Hofkollektivs Wieserhoisl (Deutschlandsberg), Tina T., Erfahrungen aus diversen Hausbesetzungen und im RHIZOM-Kontext Flo Sorgo, Milo Strauss, Leo Kreisel-Strausz
* Bildet Rhizome! – Mikrogesellschaften in denen sich Ethik, Kultur und Politik verschränken und durchdringen, immer aufgerufen sich zu verwandeln.
** Wem gehört die Stadt?
(…) Wir tummeln uns im Dickicht der Stadt unter Baulöwen und Immobilienhaien, unter Häuslebauern und Wohnungseigentümer*innen, unter Wohnungsbaugesellschaften und Kapitalanlageunternehmen. Im Kampf gegen Verdrängung konkurrieren wir mit ihnen um die eine oder andere Immobilie und spielen Monopoly im Maßstab 1:1. Wir basteln mit Eifer am wachsenden Projekteverbund des Mietshäuser Syndikats. Mit neuen Projekten werden weitere Immobilien dem Markt entzogen und können als Gemeingüter („Commons“) dauerhaft gesichert werden. Mietshäuser Sydndikat, https://www.syndikat.org/de/perspektiven/
*** Heterotopien sind „wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.“ (…) So sind sie in der Lage, mehrere Räume an einem einzigen Ort zu vereinen und zueinander in Beziehung zu setzen, die eigentlich nicht vereinbar sind. (Michel Foucault, Andere Räume)
RHIZ*– ein Commons(Gemeingut) 2021 — open end
Vom Modell zum selbstverwalteten Lebens-/Arbeits-/Wohnraum
Ein kleines feines Netzwerk an Wohnprojekten/Mikrogesellschaften über die Stadt ziehen und ihr über vergemeinschaftete Immobilien ein vielgestaltiges Gesicht geben – weniger am Reißbrett entworfen und mehr aus den unterschiedlichen Lebensentwürfen und -praktiken entwickelt. An einer Gemeingut-Stadt bauen. Über polyperspektivische Wahrnehmungen, Gegenorte, Miträume, Widerlager, Modelle von Träumen – aufgefaltet in einem utopistischen Baukörper, Diskurs und Wissenstransfer von und über selbstverwaltete Gemeingutprojekte, zusammengefasst in einem Buch zur freien und praktikablen Verwendung.
Rhizom baut an einem Stadt-Körper: als Gedankengebäude, als Kreationsort, als Refugium erhöhter Aufmerksamkeiten, als Schutzraum… verknüpft mit der Vorstellung selbstverwalteter* Wohn-, Arbeits- und Lebensräume im künstlerischen Kontext. Vereint in einem rhizomatischen Bau.
Ziel ist ein mehrgeschossiges Gebäude, das als gemeinschaftliches Wohnprojekt, als „Pension“ mit Privatzimmern und öffentlich zugänglichen Räumen dient. Eine gemischte Nutzungsform, die Durchlässigkeit und Intimität an einem Ort vereint. Wieviel individueller Rückzugsraum und wieviel gemeinschaftlich wie öffentlicher Raum sind notwendig?
Gemeingut-Stadt Graz
Die Stadt Graz bietet Gemeingut-Projekten Gebäude oder Grund aus ihrem Immobilienbesitz günstig zum Kauf an. Über Direktkredite, Fundraising und Bankredite wird das jeweilige Gebäude/ der Grund erworben und es wird umgebaut oder neu gebaut.
Selbstorganisiert, selbstbestimmt und selbstverwaltet.**
Im Besitz der Gemeingut-GmbHs/ Genossenschaften/ Vereine als Gesellschafter*** als sich gegenseitig kontrollierende Organe wird geschaffener Wohnraum als unveräußerliches Gemeingut gesichert und jeglicher Immobilienspekulation entzogen. So einfach wie auch möglich (siehe Mietshäuser Syndikat Deutschland und habiTAT-Dachverband Österreich).
Geben & Nehmen
• Ein Modell und Impuls für andersartige Gemeingutinitativen, sowie alternative
Wohn-, Lebens- und Überlebensformen in der Stadt
• Ein Gebäude der Stadt Graz wird Gemeingut als Pilotprojekt
• Selbsverwalteter Wohn-, Arbeits- und Lebensraum für 20 Menschen
• Ein ungewöhnliches Gästehaus
• Eine soziale und kulturelle Schnittstelle im Bezirk und von Stadt zu Land
• Ein Handbuch des gesammelten Wissens zur öffentlich zugänglichen Nutzung
Vorstellungsräume Purgatorium RHIZ*:
Ein mehrgeschossiges Haus mit Wohnungen, Privatzimmern, Foyer/ Rezeption/ Bar, Gemeinschaftsküche mit Kühlraum, Frühstücks-/Essraum, Gemeinschaftsatelier/Selfrepair-Werkstatt, multifunktionaler Raum (Ausstellungs-/ Veranstaltungsraum), Waschküche, Büro und Lagerräumlichkeiten, Fahrradabstellplatz, ein Parkplatz für carsharing, ein Besucher*innenparkplatz, ein Kleingarten oder Dachterasse, Anbindung an eine solidarische Landwirtschaft mit Tauschräumen vom Land in die Stadt und umgekehrt. Ausgehend von den eigenen aktuellen Lebens-, Arbeits- und Wohnsituationen sucht das Projekt den Wunschbedingungen von allein lebenden älteren Menschen und alleinerziehenden Frauen mit Kindern aus dem sozialen wie künstlerischen Umfeld nachzuspüren und diese artikulieren.
das walsche kammerle 1_Fluchtort
chambre ardente 2_eine glühende Kammer2
Montalbán(o)_die Küche zugleich Essraum zugleich Ort der Poesie
Die letzte Lockerung 3_eine erhabene Fläche zum Probeliegen (einmal kurz tot sein)
Shakin ground_die Musik-Bar als zentrales Antidepressivum und akustische Heilquelle
Cracks & others_ein Kabinett der Fugen, Risse und Winkel (Der vita activa 4 – dem Verständnis zu den drei Grundtätigkeiten Arbeiten, Herstellen und Handeln, Raum geben
Lab de cosas (hacking life)_das Reparaturzimmer zu den Unwägbarkeiten des Lebens
Philip K. Dick´s room_Teletransportraum (was können wir wissen?)
Ideen_eine Post-Installation zum Ein- und Ausgang von Ideen 5
Mansarde der Gelassenheit der Irrtümer und des Wissens_ ein Gelass, ein Kabinett des Nachdenkens und des Wühlens
Fenstergucker*in_eine Installation am Fenster zum Fernsehen in den öffentlichen Raum
Shining_ein Gang der ungenutzten Möglichkeiten und körperlichen Ertüchtigungen
Osmotische Nischen_ein Vorratslabyrinth (Konservierungen, Einzuckerungen und Suren)
Das Afladsch_ein Gärtchen der Gemarkungen und Verschiebungen
Purgatorium RHIZ*_ein Vorspiel
Ein transkaspisches Nackt-Finger-Gecko-Refugium
1…ein freies Zimmer
2 Gwenaëlle Aubry
3 Walter Serner
4 Hannah Arendt
5 Inspiriert von Ernst
Caramelle´s Ladenschild, 1988
RHIZOM dient hier als Impulsgeber. Die Bildung einer Plattform zur Entwicklung eines konkreten Projektes, das auch andere Formen und Inhalte annehmen kann, soll sich aus dem konkreten Diskurs herausschälen. Eine geeignete Struktur, ob in Form einer Genossenschaft mit Bewohner*innenverein oder GmbH o.a. wird sich unabhängig von RHIZOM bilden.
p.s.
Das Projekt wurde für das Kulturjahr Graz 2020 – Kultur schafft urbane Zukunft mit dem Titel Refugium RHIZ*– ein Commons (Gemeigut)-Projekt 2020-2023 am 16. März 2019 eingereicht, vom Beirat abgelehnt und wird nun in dieser Form in Phasen realisiert.
* Die Gleichheit und Wertigkeit jedes*r Einzelnen spiegelt ebenso den Grundgedanken und die Ideale moderner demokratischer Verhältnisse wieder und rückt die Anerkennung des Heterogenen in den Vordergrund. Dadurch bietet das Modell der Inklusion strukturelle Rahmenbedingungen, die die Übernahme von (Selbst-)verantwortung und -ermächtigung fördern.
Zitat habiTAT Dachverband Österreich
** „Durch die Übertragung des Werteigentums an eine juristische Person und der Nutzungsrechte an die Hausgemeinschaft, wird das Werteigentum abgespalten und aufgelöst. Die Rechtsform des habiTAT soll sicherstellen, dass das Werteigentum nicht mehr aus dieser Struktur gelöst werden kann und damit dem Immobilienmarkt langfristig entzogen bleibt. Ziel ist es also, Immobilien und deren Nutzung und Pflege zu vergemeinschaften und gleichzeitig Spekulation und persönliche Bereicherung ausschließen.“
Zitat habiTAT Dachverband Österreich
***„Das Eigentum an unserem Haus liegt bei der Willy-Fred GmbH. Die beiden Gesellschafter sind der Hausverein Willy*Fred mit 51% und der Dachverband habiTAT mit 49%. Die Bewohner*innen sind im Hausverein organisiert und entscheiden autonom über alle Belange der Hausverwaltung und des täglichen Zusammenlebens. Das habiTAT als zweiter Gesellschafter hat ein Vetorecht gegen den Verkauf des Hauses und stellt sicher, dass keine Gewinne entnommen werden und mit der Immobilie nicht spekuliert wird.“
Zitat Willy*Fred, Linz
Getreu dem Motto „lieber 1000 Freund_innen im Rücken als eine Bank im Nacken“ leihen sympathisierende Privatpersonen oder Gruppen den Haus-GmbHs direkt Geld, ohne den Umweg über eine Bank, und wissen damit auch, wofür es eingesetzt wird. Diese Art der solidarischen Finanzierung nennt sich daher auch Direktkredit. Das spart nicht nur Kapitalkosten und hält die Mieten auf einem erträglichen Niveau – eine Bank will schließlich nicht nur ihre Kosten, sondern auch ihre Gewinnspanne bezahlt haben – sondern schließt auch die Finanzierungslücke, da dieses direkt geliehene Geld von einigen Banken als Eigenkapitalersatz akzeptiert wird. Außerdem ermöglicht es auch Menschen außerhalb des Syndikats, die die Idee gut finden, Hausprojekte solidarisch zu unterstützen: Viele, die es sich leisten können, verlangen nur niedrige Zinsen oder verzichten sogar ganz auf eine Rendite. Die Rückzahlung erfolgt nicht nur durch die Einnahmen aus der Miete, sondern meistens ebenfalls durch das Annehmen neuer Direktkredite. Durch diese Art der Umschuldung können die Tilgungskosten und damit auch die Miete niedrig gehalten werden.
https://www.syndikat.org/de/finanzierung/